Freitag, 30. Januar 2015

Haben wir das Potential der Altersarbeit verschlafen? Welche Firmen trotzdem gut dastehen.

Mit dem Titel „Altersarbeit in den Kinderschuhen: Senioren als Trumpf gegen den Fachkräftemangel“ mischt sich Avenir Suisse in den öffentlichen Diskurs zum Thema Arbeiten im höheren Alter ein. Entsetzt stellten die Medien jüngst nämlich fest, dass von Schweizer Firmen noch viel zu wenig unternommen wird, um das Problem des Fachkräftemangels ernsthaft anzugehen. Die Flexibilisierung des Renten- bzw. Referenzalters wird häufig als rasch zu implementierende Lösung angeboten. Was es dabei zu bedenken gilt, wird in diesem Blogbeitrag adressiert.


Anfang Woche wurde von Avenir Suisse das standpunkte Papier zur Altersarbeit vorgestellt. Dies, nachdem sich in letzter Zeit auch viele andere Stakeholder zu diesem Thema zu Wort gemeldet hatten: Der Gewerkschaftsbund, Economiesuisse und der Arbeitgeberverband, Medien (NZZ, Tagesanzeiger, SRF Eco und Tagesschau), uvam. Dabei wurde aus den verschiedenen Bedürfnissen heraus unterschiedlich argumentiert, die Dringlichkeit ältere Arbeitnehmende in den Arbeitsstrukturen optimaler einzusetzen, bestreitet jedoch niemand. Der drohende oder bestehende Fachkräftemangel und der demographische Wandel drängen langsam aber sicher zu schnell wirkenden Lösungen. Schade nur, wurde dieses Thema nicht schon früher angegangen.

Gesundheit ist nicht gleich Gesundheit: Wollen oder können ältere Arbeitnehmende nicht länger arbeiten?

Ein Quickfix verspricht die Flexibilisierung des Rentenalters (bzw. Referenzalters) zu sein, so kann schnell mehr inländische Fachkraft mobilisiert werden. So einfach ist die Sache jedoch nicht gelöst, denn „zu viele“ Personen (aus Arbeitgebersicht!) lassen sich frühpensionieren. Dabei stellt sich die Frage: wieso ist das eigentlich so? Avenir Suisse behauptet in ihrem Papier, dass der Austritt aus dem Arbeitsleben meistens nicht in einer gesundheitlichen Notsituation gründet, sondern „ein Zeichen des Wohlstands“ sei und man sich das eben «leistet». Ich bin allerdings der Meinung, dass der Begriff Gesundheit hier etwas zu eng gefasst wird. Gesund scheint zu sein, wer nicht krank ist. Doch auch die WHO bezeichnet Gesundheit, als einen Zustand des „vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens“. Vielleicht sind ältere Arbeitnehmende ja noch fit, fühlen sich aber mental oder psychisch ausgelaugt oder unausgeglichen. Vielleicht wirken sich der Leistungsdruck, der Stress oder ein schlechtes Berufsumfeld negativ auf das Wohlbefinden aus. Vielleicht würden Arbeitnhemende gerne länger arbeiten, wenn sie ihre Arbeit erfüllt, sie Kontrolle über ihr tun haben, wertgeschätzt werden und in einem positiven Arbeitsklima arbeiten dürfen. Dies bedingt jedoch, dass sich Unternehmen ganzheitlicher mit der Thematik auseinandersetzen müssen. Zum Beispiel indem sie eine menschenorienteierte Unternehmenskultur schaffen und bereits frühzeitig mit ihren Mitarbeitenden die Zukunft planen. Auch Avenir Suisse schreibt, dass ein auf Gegenseitigkeit beruhender Dialog zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über mögliche Seniorenjobs gesprochen werden kann und so innovative Lösungen gemeinsam erarbeitet werden können. Meiner Meinung nach, sollte dieser Dialog aber nicht erst mit 60 geführt werden, denn durch frühzeitige Weiterbildungen könnte das gemeinsame Potential in vielen Fällen stark erhöht werden.

Wettbewerbsvorteile durch Weitsicht

Die Firmen die bereits heute ein solides Gesundheitsmanagement haben, Weiterbildungen für ältere Mitarbeitende strategisch planen und eine Kultur des Vertrauens pflegen sind nicht nur attraktiv für junge Einsteiger sondern auch um lange zu bleiben und sich voll einzusetzen. Diese Firmen dürften auch in der heutigen Situation in der privilegierten Lage sein, auf ausreichend gute Mitarbeitende zählen zu dürfen.


Konklusion aus der Stakeholder Perspektive
  • Eine nachhaltige und holistisch gedachte Unternehmensstrategie nützt einerseits Organisationen langfristig erfolgreich zu sein und Krisen zu überstehen und nützt andererseits Mitarbeitenden gesund und motiviert zu bleiben. 
  • Dies wirkt sich auch positiv auf andere Stakeholder aus, indem z.B. resiliente Personen weniger krank sind und so die Krankenkassen entlastet werden.
  • Gemeinsame Wertschöpfung, statt das isolierte Verfolgen von individuellen Eigeninteressen ist das Ziel und schafft das Potential für Win-Win Lösungen. Diese netzwerkorientierte Sichtweise ist in einer global operiernden, vernetzten Welt unerlässlich.  

Vanessa McSorley

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