Eine implizite Annahme des Leadership-Ansatzes der
Stakeholder View ist, dass Führungspersonen möglichst empathisch, freundlich
und „nett“ zu sein haben. Man lässt sich auf die Mitarbeiter als Individuen ein,
berücksichtigt fortwährend ihre Bedürfnisse und Gefühle und arbeitet gezielt auf
ein harmonisches Arbeitsklima zu. Eine Legitimation erhält dieser
Leadership-Ansatz in der Geschichte unserer Spezies: Der Triumphzug des Homo sapiens auf der Erde beruht nicht
zu Letzt darin, dass Menschen eine überaus hochentwickelte Fähigkeit zur integrativen
Kooperation besitzen, wobei Empathie, Rücksichtnahme und eine Bändigung von übermässigen
Dominanzgebaren ein unabdingbarer Teil davon sind. Dennoch stellt sich die Frage
ob ein angenehmer, integrativer Führungsstil der Innovationfähigkeit einer Organisation
optimal dient. Denn höchst erfolgreiche Führungspersönlichkeiten wie Steve Jobs
(Apple), Andy Groves (Intel), Jeff Bezos (Amazon) und auch Bill Gates (Microsoft) waren bekanntermassen
alles andere als angenehm zum Zusammenarbeiten.