Freitag, 16. Mai 2014

Personalmangel in der Pflege – quo vadis?

Der Personalmangel beim diplomierten Pflegepersonal ist eine Tatsache und hat einen hohen Einfluss auf die Institutionen und Organisationen im Gesundheitswesen. Der stetig ansteigende Personalmangel führt dazu, dass sich die Pflegefachpersonen einer ständig steigenden Arbeitsbelastung und Flexibilitätsforderung gegenüber sehen. Dieses Perpetuum mobile gilt es zu stoppen. Die Thematik wurde auch in den Medien bereits intensiv behandelt und sowohl politische Parteien als auch Interessenverbände beziehen Stellung und versuchen sich an unterschiedlichen Lösungsvorschlägen.

Ein Unternehmen kann dem Personalmangel insofern entgegenwirken, als dass es die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter möglichst attraktiv gestaltet.
Spannende Weiterbildungsangebote, eine Dienstplanung, welche trotz Schichtarbeit eine gute „work-life-balance“ zulässt und nicht zuletzt auch eine gute Entlohnung, sind unter anderem massgebend für motivierte Mitarbeiter. Diese wiederum sorgen dafür, dass eine positive Arbeitskultur vorherrscht und sich die Darstellung des Berufsbildes der Pflegefachpersonen weiter verbessert. Das Image, welches der Pflegefachperson bis heute anhaftet, gilt es aktiv zu ändern!
Ein solcher Imagewandel lässt sich jedoch nur mit zufriedenen Pflegefachpersonen erfolgreich vollziehen. Dies, indem die Arbeitnehmer gute Arbeitsbedingungen vorfinden, aus der Opferrolle herauskommen und sich selbstbewusst und voller Berufsfreude präsentieren. Welcher Mensch möchte einen Beruf erlernen, welcher ständig mit negativen Attributen besetzt wird? Die berufliche Perspektive Pflege erscheint daher vielen unattraktiv, was zu einem Nachwuchsmangel beiträgt.
Selbstverständlich gilt es, seitens Politik und Arbeitgeber, gute Bedingungen zu schaffen. Auf der anderen Seite ist es aber auch die einzelne Pflegefachperson, welche sich sprichwörtlich an der Nase nehmen muss. So ist es eine Tatsache, dass die Löhne in vielen Institutionen und Organisationen des Gesundheitswesens mittlerweile stark nach oben korrigiert wurden und die Arbeitsbedingungen absolut vergleichbar mit Berufen in anderen Branchen sind.
Dennoch müssen gerade im Gesundheitsbereich noch viele Unternehmungen umdenken. So sind beispielsweise privatrechtliche Unternehmen auf den Zug Alterspflege aufgesprungen und versprechen sich dank der demographischen Entwicklung der Bevölkerung ein hohes Entwicklungspotenzial in diesem Bereich, welches einhergeht mit Profitmöglichkeiten. Gleichzeitig sind diese Unternehmen aufgrund ihres hohen Kostenbewusstseins nicht bereit, marktübliche Löhne zu bezahlen. Diese Strategie dürfte im Umfeld eines nicht gesättigten Marktes jedoch nicht aufgehen. In Zeiten des im Anstieg befindlichen Personalmangels ist vielmehr eine interaktive Strategie gefragt. Die Gesellschaft, und damit einhergehend die Politik, muss dringend darüber entscheiden, wie viel ihr das Gesundheitswesen wert ist und darüber debattieren, welche ethischen Grundsätze gelten sollen. Es muss auch noch verstärkt der Mut gefunden werden, laut über Rationalisierung und Rationierung nachzudenken. Die Gesellschaft wird aufgrund der genannten Umstände praktisch gezwungen, sich zu ändern.
Nicht unerwähnt soll bei dieser Thematik bleiben, dass der Personalmangel in der Pflege auch globale Auswirkungen hat. Die Schweiz zahlt im Verhältnis zum (benachbarten) Ausland kaufkraftbereinigt deutlich besser Löhne. Die Unternehmungen, die Politik und nicht zuletzt die gesamte Gesellschaft tragen zudem eine hohe moralische Verantwortung gegenüber Ländern, welche durch die „Pflegefachnomaden“ im eigenen Gesundheitswesen ausbluten.
Das Issue Personalmangel im Gesundheitswesen wird die Gesellschaft weiterhin beschäftigen und fordert kreative Lösungen. Es gibt den betroffenen Vorgesetzten und Institutionen aber auch die Möglichkeit, ihre Fähigkeit zum vernetzten Denken und ihr theoretisches Managementwissen, beispielsweise bezüglich der Wichtigkeit einer guten Stakeholder-Beziehung, in der Praxis anzuwenden.

Dieser Blogbeitrag ist von der Studierenden Daniela Vollenwyder im Rahmen des Unterrichts zum Thema strategisches Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfasst worden.



 

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