Donnerstag, 22. Mai 2014

Hochwertige Versorgung im Schweizer Gesundheitssystem?

Kann das Schweizer Gesundheitssystem weiterhin eine qualitativ hochwertige, bezahlbare medizinische Versorgung gewährleisten ohne eine Zweiklassenmedizin zu etablieren? Anders formuliert – gelingt es eine sozial und menschlich kompetente, nachhaltige und gleichzeitig ökonomische Unternehmensführung im Gesundheitswesen umzusetzen?

Derzeit zählt das Schweizer System zu den teuersten der Welt. Verschiedene Issues wie die steigende Lebenserwartung, die Teuerung durch den medizinisch-technisch Fortschritt und Abrechnungsmodelle (DRG) erfordern konkretes Handeln.
Die demographische Entwicklung (verzwicktes Issue in der Reifephase) bringt zunehmend ältere und auch mehr chronisch-kranke Menschen hervor.
Diese benötigen ihren Bedürfnissen entsprechende, medizinische Leistungen. Die Finanzierung der Langzeitpflege muss geregelt werden und – wenn auch unpopulär – wird zukünftig vermehrt über eine Altersbegrenzung bei verschiedenen Therapien (Gelenksersatz, Chemotherapeutika, Nierenersatzverfahren u.a.) diskutiert werden müssen. Die Patientenautonomie, als weiteres, interferierendes Issue, wird noch mehr in den Mittelpunkt rücken und so kann z.B. die Erstellung von verbindlichen Patientenverfügungen im positiven Sinne regulierend wirken, in dem sie eine „Nichtbehandlung“ festlegt.

Angesichts dieser Entwicklungen musste der idealistisch bis altruistisch gefärbte hippokratische Eid schon vor langer Zeit mit einer politisch und marktwirtschaftlich motivierten Strategie unterlegt werden.

Aber noch genügend Kliniken werden als „profitcenter“ geführt und sind im Sinne der Managergeneration 1.0 und 2.0. auf Expansion und Gewinnmaximierung ausgerichtet. Natürlich gibt es dafür ausreichend, gesellschaftlich akzeptierte Argumente wie: neue medizinische Verfahren, bessere Diagnostik, frühere Behandlung, mehr Patienten bei steigender Lebenserwartung, der niederschwellige Zugang zu den Dienstleistungen im Gesundheitsbereich, die zunehmende Spezialisierung der einzelnen Disziplinen, uvm.. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass hinter dem jährlichen Leistungszuwachs im zweistelligen Prozentbereich System steckt. Es bleibt Raum zur Spekulation, wie indiziert die einzelnen therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen tatsächlich sind. Diese offensichtlichen, finanziellen Fehlanreize müssen dringend eliminiert werden und eine umfängliche Qualitätsüberprüfung muss eingeführt werden.

Das BAG hat als Lösungsansatz die Strategie „Gesundheit 2020“ verabschiedet. Sie beinhaltet ein Maßnahmenpaket mit 36 Punkten um den diversen, verzwickten Issues im Gesundheitssystem Rechnung zu tragen.  Ziel dieser Strategie ist die Lebensqualität, die qualitativ hochstehende medizinische Versorgung, die Chancengleichheit, sowie eine bessere Transparenz im Gesundheitssystem bei bezahlbaren Versicherungsprämien zu erhalten bzw. zu erreichen und entspricht damit einer modernen „guten“ Managementstrategie 3.0.  Neben dem Massnahmenpaket wird auch die - nicht mehr ganz neue  - Erkenntnis, dass Vorbeugen leichter als Heilen ist zum Ausdruck gebracht. Interventionen, die der Krankheitsprophylaxe dienen, sind nachhaltig und eröffnen gleichzeitig einen ganz neuen Markt mit all seinen Risken und Chancen.

Dieser Blogbeitrag ist von der Studierenden Susanne Harmann im Rahmen des Unterrichts zum Thema strategisches Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfasst worden.

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