Die letzte
Gipfeli-Konferenz vor unserer Arena zum Thema Leadership 3.0 hat sich mit der
Marketing-Branche befasst. An der Diskussion haben teilgenommen: Christian
Anhäuser von Swiss Re, Beat Bühlmann von Yourposition.ch, Eugen Brunner von Aroma,
Gabriela Hollenstein von VZ Vermögenszentrum, Dominic Short von MCI Zürich, Thomas
Städeli von Wirz Werbung, Andrea Trussardi von afire und von der HWZ: Michael Grund und Sybille Sachs.
Strategische Herausforderungen
Kaum überraschend
ist natürlich, dass Digitalisierung eine grosse Herausforderung für die Agenturen
ist. Für die einzelne Firma stellt sich dabei die Frage, was macht sie selbst,
was wird von Partnern abgedeckt. Der Anteil an Digitalagenturen ist in den
letzten Jahren enorm gewachsen. Viele Kunden kommen aber nach einem
anfänglichen Wechsel zu den Digitalagenturen wieder zurück zu den klassischen
Agenturen, die sich in der Zwischenzeit auch weiterentwickelt haben. Die Kunden
wünschen sich dabei eine gesamtheitliche umfassende Beratung, sie wünschen sich
gedanklich eine gesamte Geschichte, die über die verschiedensten Kanäle erzählt
werden kann. Wie sich aus der Diskussion gezeigt hat, wird in der Schweiz immer
noch zwischen offline und online unterschieden. In UK gibt es diese
Unterscheidung nicht mehr, sondern der Customer Journey wird fokussiert. Der
Kunde ist permanent online, selbst, wenn er in einem Geschäft steht und
allenfalls auf dem Internet mehrere Geräte vergleicht und sich dann auf Grund
dieser Vergleiche für das eine oder andere Gerät entscheidet. Die
Unterscheidung, ob online oder offline macht der Kunde nicht, dies wird nur von
den Agenturen gemacht.
Dem Anspruch der
Kundschaft, dass alles gemessen werden soll, ist nicht immer einfach
nachzukommen. Was wird genau gemessen? Anhand von welchen Messresultaten wird
die Entscheidung für oder gegen eine Kampagne getroffen. Kunden entscheiden
dann auf Grund von Messzahlen und kennen oft die Zusammenhänge nicht. Die
Service-Kultur gegenüber den Kunden ist elementar, oftmals geht dabei die
Beratung weit über die reine Marketingberatung hinaus hin zu einer
strategischen Beratung.
Die Agenturen
stehen oft auch vor der Herausforderung, welche strategischen Allianzen sie
eingehen sollen. Dabei müssen sie sich immer die Frage stellen, mit welchen
Bereichen sie ihr eigenes Profil stärken können und welche Bereiche sie
auslagern können.
Ein grosses
Thema bei den Agenturen ist das Führungsthema der Generation Y. Die
Marketing-Agenturen sind wohl von all den Branchen am meisten mit dem neuen
Arbeitsverständnis der jungen Generation konfrontiert, weil diese auf Grund
ihrer Kreativität selten nur eine Sache aufs Mal machen möchten, sondern 100
Ideen haben, was sie neben der Arbeit noch alles machen könnten. Da stellt sich
die Frage, wie man die jungen Leute an das Unternehmen binden und wie so ein
Unternehmen unter dem bestehenden Margendruck noch geführt werden kann.
Leadership-Herausforderungen
Viele Junge –
Männer wie Frauen - arbeiten heute im
Marketing-Bereich Teilzeit und leben eine ausgewogene Work-Life-Integration.
Das ist für die Führungspersonen oft nicht ganz einfach. Manchmal fehlt dann
auch das Verständnis von Seiten der Arbeitnehmenden, dass auch einmal ein
ausserplanmässiger Einsatz nötig ist, um ein Projekt weiterzubringen. Generell
bedeutet es viel Koordinationsaufwand, wenn in einem Team ein Grossteil der
Mitarbeitenden Teilzeit arbeitet. Gibt man einer Forderung der Mitarbeitenden
nicht nach, wird dies oft als fehlende Wertschätzung angesehen. Die Diskussionsteilnehmenden
waren sich einig, dass die Erwähnung dieser Wertschätzungskultur oft auch als
Totschlagargument gebraucht wird, bei den Mitarbeitenden fehlt manchmal die
Loyalität zur Unternehmung. Die Firmen sind aber auf gut ausgebildete und motivierte
Mitarbeitende angewiesen und Ziel ist es auch, Mitarbeitende möglichst
langfristig zu behalten. Die Anwesenden erklärten, dass es oft eine
Gratwanderung sei, wann man etwas fordern kann und wann man nachgeben soll.
Leitplanken sind aber gerade für die jungen Leute als Stütze und Stabilität sehr
wichtig. Eine Führungsperson stellt das vor ganz andere Herausforderungen als
früher. Leadership ist viel komplexer geworden, man wird einerseits als Freund
angesehen, muss aber andererseits auch die Rolle des Chefs und Auftraggebers
vertreten, das bedingt immer eine Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz.
Fördern fällt in diesem Umfeld einfach, Fordern ist manchmal etwas schwieriger.
Alle sind sich aber einig, dass Transparenz und Glaubwürdigkeit die wichtigsten
Werte im Umgang mit Mitarbeitenden sind.
Unter Leadership
verstehen die Anwesenden aber auch jemanden, der Visionen hat und Ideale
ausstrahlt. Eine Führungsperson soll intrinsisch motiviert sein, Menschlichkeit
und Begeisterungsfähigkeit im Team sind Voraussetzungen, die im Leadership
gefragt sind. Eine Führungsperson soll die Herausforderungen, die von der Firma
gestellt werden, so in den Alltag übersetzen, dass alle verstehen, was zu tun
ist. Der Mensch muss als Ganzes abgeholt werden, breite Ideen und Bedürfnisse
sollen Platz haben. Die Zeit, um Führung zu lernen, wird heute jedoch kaum noch
gegeben, Führung hat auch mit Erfahrung zu tun.
Eigener Leadership-Umgang
In der heutigen
Zeit wird man viel zu häufig abgelenkt, wichtig ist, dass man sich wieder auf
etwas fokussieren und auch mal „nein“ sagen kann.
Leadership
heisst mit Leidenschaft dabei sein, Chef sein muss Freude machen. Humor ist
ganz wichtig.
Chef sein kann
man lernen, Leader sind geborene Führungspersönlichkeiten – mit diesem
Schlusswort endet die Diskussion.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen