Seit 2005
finden alle Jahre UN-Klimakonferenzen zum Zweck des Klimaschutzes statt. Eine davon
war jene 2009 in Kopenhagen, welche bekanntlich scheiterte, da keine
verbindliche Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll gefunden wurde. Zu
diesen Konferenzen müssen die Teilnehmenden hinreisen, normalerweise mit dem
Flugzeug. Insgesamt wird im Namen des Klimaschutzes sehr viel oder immer mehr hin-
und hergeflogen.
Neben den
UN-Klimakonferenzen treffen sich z.B. Klima-Wissenschaftler verschiedenster
Bereiche ebenfalls immer wieder an Konferenzen. Das Wachstum der Mobilität
nimmt also nicht zuletzt auch in Bereichen zu, welche eigentlich nach nachhaltigen
Problemlösungen suchen. Dies ist widersprüchlich und konterkariert die eigenen Ziele.
Im Kern geht
es bei Nachhaltigkeitsthemen (wozu auch der Klimaschutz gehört) immer auch um
die Bewusstwerdung der Knappheit gewisser Ressourcen, respektive der Gleichgewichtsstörung
durch übermässigen Ressourcenverbrauch (z.B. Anstieg Co2-Konzentration durch
Verbrauch fossiler Brennstoffe). Das sind Themen, die unserer nach wie vor
primär auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaft zu schaffen machen: Wie eben
gesehen, nehmen ja gar die Mobilitätsbewegungen in der Klimapolitik und -wissenschaft
eher zu.
Obwohl sich
vor dem Hintergrund der Probleme wie dem Klimawandel ein schonender Umgang mit
Ressourcen aufdrängt, bedeutet dies aber nicht automatisch die Notwendigkeit eines
Wachstumsstopps. So weist z.B. die Philosophin und Politologin Lisa Herzog
darauf hin, dass gängige Kennzahlen der Messung der Wirtschaftsleistung wie das
Bruttoinlandprodukt (BIP) nicht unterscheiden, ob eine Leistung aufgrund eines
grösseren oder eines geringeren Ressourcenverbrauchs zustande kam: Ob ein
Automodell sehr häufig verkauft wird, weil es ein schickes, aber
(ressourcen)aufwändiges Design hat oder weil es einen massgeblich tieferen Kraftstoffverbrauch
hat, wird durch das BIP nicht erfasst.
Genau hier
liegt der Schlüssel: Wachstum kann entweder durch den Verschleiss von mehr Ressourcen stattfinden, oder durch technische oder soziale Innovation. Ein
auf Innovationen basierendes Wachstum, das sich ausserdem am Ziel der Nachhaltigkeit
orientiert, kann helfen den Ressourcenverschleiss zu reduzieren. Auf Wachstum
an sich müsste so also nicht verzichtet werden.
Ein Ansatz der
in diese Richtung denkt, ist z.B. das Cradle-to-Cradle-Modell, bei dem kein Abfall
entsteht, da das bei der Produktion anfallende überschüssige Material sowie das
eigentliche Produkt selbst nach seiner Nutzung als Rohstoff wieder verwertet,
also nicht entsorgt wird. Ein anderer Ansatz ist z.B. die Share-Economy, bei
welcher es betreffend Gütern (inkl. Wissen) nicht mehr primär um das Besitzen dieser
geht, sondern um eine gemeinsame Nutzung (z.B. Car-Sharing, Teilen von
Arbeitsräumen [zeitlich und räumlich]). Dieser Ansatz zeigt auch, dass neben
technischen genauso soziale Aspekte wichtig sind: ohne die Bereitschaft der
Menschen zu teilen, funktioniert es nicht.
Solche und
andere innovative Konzepte helfen, den Ressourcenverbrauch zu drosseln ohne das
wirtschaftliche Wachstum grundsätzlich in Frage zu stellen. Im Bereich des
Klimaschutzes sollte man sich nur schon der Glaubwürdigkeit wegen vermehrt an
solche Konzepte halten, was selbstredend einen vermehrten Verzicht auf
klimaschädigendes Fliegen nahelegt. Überhaupt können wir uns, wenn man die
Ressourcenendlichkeit beachtet, ein anderes als ein innovativ-nachhaltiges
Wachstum gar nicht leisten.
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